Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute 13 weitere neue Stätten zum Menschheitserbe erklärt. Bei seiner Sitzung im indischen Neu-Delhi zeichnete das Gremium unter anderem die Via Appia in Italien aus und Orte in Südafrika, die an das Vermächtnis von Nelson Mandela erinnern.

Zudem wurden die Goldbergwerke auf der japanischen Insel Sado zum Welterbe erklärt. Die Minen trugen dazu bei, dass das Land im 17. Jahrhundert zu einem der weltweit führenden Goldproduzenten aufstieg. Japan sagte bei der Sitzung zu, die gesamte Geschichte der Stätte bis ins 20. Jahrhundert aufzuarbeiten: Zwischen 1910 und 1945 arbeiteten hunderttausende Koreanerinnen und Koreaner in Japan, viele unter dramatischen Bedingungen und Zwang. Auch in den Bergwerken auf Sado schufteten Menschen von der Halbinsel, die damals unter Herrschaft des Kaiserreichs stand. An sie soll nun unter anderem mit einer jährlichen Gedenkfeier erinnert werden.

Damit beendet das UNESCO-Komitee seine Beratungen über die Aufnahme neuer Stätten in die Welterbeliste für dieses Jahr. Die UNESCO-Liste verzeichnet nun insgesamt 1.223 Einträge. Das Gremium tagt noch bis zum 31. Juli.

Pressematerial

Die wichtigsten Dokumente zur Komitee-Sitzung, Bildmaterial und Ansprechpartner finden Sie hier.Externer Link:

Neuaufnahmen

Pekings Zentralachse: Ein Gebäudeensemble, das die Ordnung der chinesischen Hauptstadt zeigt (China)

Pekings Zentralachse verläuft von Nord nach Süd durch das historische Zentrum der Millionenmetropole. Ordnung und Struktur des Straßenzugs orientieren sich am Kao Gong Ji, einem klassischen Werk über Wissenschaft und Technologie aus dem frühen China, und sind Ausdruck des konfuzianischen Ideals von Symmetrie und Balance. Die Anlage hat ihren Ursprung in der Yuan-Dynastie, die China im 13. und 14. Jahrhundert beherrschte, und wurde während der Ming- und Qing-Zeit bis ins 20. Jahrhundert hinein weiterentwickelt. Heute reihen sich entlang der Zentralachse unter anderem der Jingshan-Park, die Verbotene Stadt und das Tor des Himmlischen Friedens am Tiananmen-Platz.
 

Residenzensemble Schwerin (Deutschland)

Das Residenzensemble ist ein herausragendes Beispiel für den Historismus, der verschiedene Baustile vereint. Das am Seeufer gelegene Schweriner Schloss gilt als Herzstück des Ensembles. Mitte des 19. Jahrhunderts veranlasste Großherzog Friedrich Franz II. den Umbau des Palastes, um die Geschichte des Hauses Mecklenburg-Schwerin hervorzuheben. Neben dem Schloss, Theater und Kirchen sind Militärgebäude, der Bahnhof, eine ehemalige Schule für höfische Beamte, ein Palais, Wohnhäuser und ein Krankenpferdestall Teil des Welterbe-Ensembles. Das Zusammenspiel der Baustile, Gebäude und Parks fügt sich in Schwerin zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk, das die gesamte Infrastruktur des höfischen Lebens und die romantische Ästhetik des 19. Jahrhunderts widerspiegelt.
 

Hegmataneh (Iran)

Im Nordwesten des Iran befinden sich die Überreste des antiken Hegmataneh, das von drei Jahrtausenden ununterbrochener menschlicher Besiedlung zeugt und für das Verständnis der persischen Zivilisation von großer Bedeutung ist. Hier kreuzten sich wichtige Handels- und Pilgerrouten, wodurch die Stadt an einem intensiven kulturellen Austausch teilhaben konnte. Diese Geschichte spiegelt sich bis heute im reichen und vielfältigen archäologischen Erbe des Orts.
 

Via Appia. Regina Viarum (Italien)

Die Via Appia, auch bekannt als die Königin der Straßen, erstreckt sich von Rom bis nach Brindisi und war eine wichtige Handels- und Militärroute des antiken Rom. Ab 312 v. u. Z. ursprünglich errichtet, um die Ewige Stadt mit Capua zu verbinden, wurde die Straße mehrfach erweitert und ebnete als gut ausgebauter Verkehrsweg schließlich der römischen Eroberung Kleinasiens den Weg. Die erhaltenen Abschnitte und archäologischen Stätten entlang der Straße zeugen von der ingenieurtechnischen Meisterleistung und historischen Bedeutung der Via Appia, die ein bedeutendes Zeugnis römischer Geschichte ist.
 

Goldbergwerke der Insel Sado (Japan)

Die Bergwerke auf der Insel Sado zeugen von der Geschichte des Goldabbaus vor Japans Westküste. Hier werden zwei wesentliche Entwicklungsphasen des Bergbaus sichtbar: Die ersten Minen der bereits früh für ihren Gold- und Silberreichtum bekannten Insel wurden im 12. Jahrhundert dokumentiert. Später wurden fortschrittliche Fördertechnologien aus China und Korea übernommen, was Japan im 17. Jahrhundert zu einem der weltweit führenden Goldproduzenten aufsteigen lies. Diese Entwicklung lässt sich auf Sado an bis heute erhaltenen historischen Schächten, Verarbeitungsanlagen und Wohngebäuden nachvollziehen.
 

Ruinenstadt und archäologische Stätte von Gedi (Kenia)

Die Ruinen von Gedi an Kenias Ostküste sind die Überreste einer einst blühenden Swahili-Stadt. Zwischen dem 10. und 17. Jahrhundert war Gedi Teil eines Handelsnetzwerks, das den Indischen Ozean überspannte und afrikanische Orte entlang der Küste und im Binnenland mit Häfen rund um das Arabische Meer und Südasien verband. Die Ruinenstadt bietet wertvolle Einblicke in Baukunst und Stadtplanung, aber auch den Alltag der Swahili-Kultur und ist ein herausragendes Zeugnis des reichen kulturellen Erbes und der Geschichte Ostafrikas.
 

Das archäologische Erbe des Höhlenkomplexes im Niah-Nationalpark (Malaysia)

Der Höhlenkomplex im Niah-Nationalpark auf Borneo ist eine bedeutende archäologische Stätte, die bis zu 50.000 Jahre alte, prähistorische Funde und Überreste menschlicher Besiedlung beherbergt. Sie belegen den Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen hin zu landwirtschaftlichen Methoden wie Reis- und Gemüseanbau. Der Komplex bietet damit wertvolle Einblicke in die Frühgeschichte und Entwicklung des Menschen in Südostasien.
 

Grenzen des Römischen Reiches – Dakien (Rumänien)

Die Grenzen des Römischen Reiches im heutigen Rumänien umfassen zahlreiche archäologische Stätten entlang einer Strecke von mehr als 1.000 Kilometern, die die Präsenz Roms in Südosteuropa dokumentieren. Als einzige römische Provinz lag Dakien vollständig nördlich der Donau und wurde durch ein komplexes System von militärischen Einrichtungen und zivilen Siedlungen geschützt. Die Überreste der Grenzanlagen bieten wertvolle Einblicke in die Geschichte des antiken Reichs und zeugen von seinem Einfluss in der Region.
 

Skulpturenensemble von Brâncusi in Târgu Jiu (Rumänien)

Das monumentale Skulpturenensemble in Târgu Jiu soll an die Verteidigung der Stadt im Ersten Weltkrieg erinnern. Es wurde vom Bildhauer Constantin Brâncuși entworfen und zwischen 1937 und 1938 erreichtet. Die drei Elemente des Ensembles – der Tisch des Schweigens, das Tor des Kusses und die Säule der Unendlichkeit – gelten als Meilensteine moderner Kunst im öffentlichen Raum. Seine abstrakte Schlichtheit und harmonische Einbettung in die Landschaft machen das Ensemble zu einem künstlerischen Meisterwerk des 20. Jahrhunderts.
 

Kulturlandschaft Kenosero-See (Russische Föderation)

In der Kulturlandschaft des Kenosero-Sees im Nordwesten Russlands spiegelt sich eine bäuerliche Lebensweise, die sich nach der slawischen Besiedlung des Gebiets seit dem 12. Jahrhundert entwickelt hat. Hier finden sich ländliche Siedlungen, die in eine Umgebung aus Seen und Flüssen, Wäldern und Feldern eingebettet und von volkstümlicher Holzarchitektur – insbesondere Holz-Kirchen und Kapellen – geprägt sind. Mehr als 1.500 Holzbauwerke werden bis heute in der Region bewahrt.
 

Die Kulturlandschaft der archäologischen Stätte Al-Faw (Saudi-Arabien)

An der Kulturlandschaft von Al-Faw im Südwesten Saudi-Arabiens lässt sich die menschliche Besiedlung der Region von der Altsteinzeit bis zur späten vorislamischen Ära erkennen. Sie zeigt, wie sich Zivilisationen an einst feuchte, später extrem trockene Umgebungen anpassten. Neben Werkzeugen und Grabanlagen aus verschiedenen Epochen zeugen die Überreste der antiken Karawanenstadt Qaryat al-Faw von einer hochentwickelten Oasenwirtschaft, die zum kulturellen Reichtum der Region beitrug.
 

Menschenrechte, Befreiung und Versöhnung: Stätten des Vermächtnisses von Nelson Mandela (Südafrika)

Die Welterbstätte umfasst mehrere Orte, die an den Kampf der südafrikanischen Bevölkerung gegen das Apartheid-Regime erinnern. Sie sind eng mit Leben und Vermächtnis Nelson Mandelas verbunden und würdigen seinen Einsatz für die Befreiungsbewegung, für Menschenrechte und Aussöhnung. Zum UNESCO-Welterbe gehören nun unter anderem die Waaihoek Wesleyan Church in Bloemfontein, dem Gründungsort des Afrikanischen Nationalkongresses ANC, und Constitution Hill in Johannesburg. Früher ein Gefängniskomplex, in dem viele politische Gefangene – darunter Mandela und Mahatma Gandhi – festgehalten wurden, ist das Areal heute Sitz von Südafrikas Verfassungsgericht.
 

Phu Phrabat: Zeugnis der Sima-Stein-Tradition der Dvaravati-Zeit (Thailand)

Sīma-Steine sind spezielle Grenzmarkierungen, die in der buddhistischen Tradition verwendet werden, um den heiligen Bereich eines Tempels oder Klosters zu markieren. Die Steine werden nach vorgeschriebenen Mustern aufgestellt. Die weltweit bedeutendste Sammlung von Sīma-Steinen befindet sich auf der Khorat-Hochebene im Nordosten Thailands und wird im Geschichtspark Phu Phrabat für die Nachwelt bewahrt. Sie geht auf die Dvaravati-Zeit, eine Kulturepoche zwischen dem 7. und 11. Jahrhundert, zurück. In der Welterbestätte spiegelt sich die reiche kulturelle und religiöse Geschichte der Region wider.
 

Hintergrund

Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 21. bis 31. Juli in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der WelterbekonventionExterner Link: zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Erhaltungszustand eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen nun 1.223 Kultur- und NaturstättenExterner Link: in 168 Ländern. 56 davon gelten als bedroht.Externer Link: Deutschland verzeichnet 54 WelterbestättenExterner Link:.
 

Weitere Informationen

Neue Welterbestätten 2024Externer Link:

PressefotosExterner Link:

Pressematerial zur 46. Sitzung des UNESCO-WelterbekomiteesExterner Link:

Website zur 46. Sitzung des UNESCO-WelterbekomiteesExterner Link:
 

Pressekontakt

Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 228 604 97-142
E-Mail: schulze(at)unesco.de

Peter Martin
Stellvertretender Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 30 80 20 20-310
E-Mail: martin(at)unesco.de

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