Was ist der Whole Institution Approach?
Lernorte entfalten ihr volles Potenzial und eröffnen Raum für Innovation, wenn sie ganzheitlich arbeiten. Das bedeutet, dass die Gesamtheit einer Institution - sei es eine Schule, ein Unternehmen oder eine Kommune - in den Blick genommen wird, um Nachhaltigkeit und auf allen Ebenen strukturell zu verankern. Der ganzheitliche -Ansatz (Whole Institution Approach) geht über die reine Wissensvermittlung von Nachhaltigkeitsprinzipien und -themen der Agenda 2030 hinaus. Dadurch wird ermöglicht, dass Lernende nicht nur Wissen über Nachhaltigkeitsthemen und nachhaltige Entwicklung erwerben, sondern diese auch in der Praxis erleben. Um dies zu erreichen, muss die gesamte Institution bzw. der gesamte Lernort auf die Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet sein. Letztlich sollen alle Mitglieder einer Institution aktiv in eingebunden werden, sie erleben und mitgestalten, um zu einer nachhaltigen Transformation beitragen zu können.
Wo kann der Ansatz angewendet werden?
Die Bewältigung globaler Herausforderungen beginnt in der Kita und Schule und setzt sich über berufsbildende Schulen und Hochschulen bis hin zu Kommunen, Vereinen und Unternehmen fort. Überall dort, wo wir Lernen – an sogenannten Lernorten – können wir erfahren, wie wir zur Gestaltung einer nachhaltigeren Gesellschaft beitragen können.
Welche Bereiche und Aspekte umfasst der ganzheitliche BNE-Ansatz?
Acht Aspekte sind für die Realisierung eines ganzheitlich arbeitenden Lernortes im Sinne des Whole Institution Approach von Bedeutung. Diese Aspekte dienen als Orientierungshilfe für Lernorte, die sich auf den Weg machen, ganzheitlich zu arbeiten. Zugleich sind diese Aspekte für die Nationale Auszeichnung – Bildung für nachhaltige Entwicklung und den Nationalen Preis – Bildung für nachhaltige Entwicklung bedeutsam, welche die Deutsche UNESCO-Kommission gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vergibt.
Steuerung | Die Steuerung umfasst verschiedene Aspekte wie etwa eine Selbstverpflichtung zu Nachhaltigkeit, klare Zuständigkeiten, Kontinuität in der Umsetzung und Partizipation der Lernenden. Eine klare Steuerung erfordert daher einen Beschluss von zentralen Gremien, die Entwicklung eines umfassenden Entwicklungsplans und die Einbindung der Leitungsebene in die Aktivitäten der Einrichtung. Darüber hinaus ist es entscheidend, dass alle relevanten Akteurinnen und Akteure aktiv in die Steuerung, Umsetzung und das Berichtswesen einbezogen werden, um eine breite Partizipation und eine effektive Umsetzung sicherzustellen.
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Jugend | Lernorte erkennen junge MenschenExterner Link: als Transformationskraft und wichtige Schlüsselpersonen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung an. Daher werden sie durch Mitwirkungs- und Gestaltungsangebote an der Entwicklung des Lernorts beteiligt. Diese Partizipationsmöglichkeiten können bis hin zur Übernahme verantwortlicher Funktionen reichen, bei der sie sich selbst organisieren oder andere Jugendliche zum nachhaltigen Handeln befähigen.
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Lehr- und Lernangebot | Die Lernorte verfolgen einen ganzheitlichen Bildungsansatz. Das beinhaltet die Formulierung möglichst ambitionierter Bildungsziele für ihr Lehr- und Lernangebot. Hinsichtlich der Lerninhalte gilt es, die Prinzipien der Nachhaltigkeit und insbesondere die in den SDGs verankerten Nachhaltigkeitsthemen zu integrieren. Die Lehr- und Lernangebote sollen zudem regelmäßig evaluiert werden, wobei der Umfang der dauerhaften -Angebote sowie deren Reichweite unter den Lernenden zu berücksichtigt sind.
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Schulungen und Weiterbildungen | Ganzheitlich arbeitende Lernorte stärken die -Kompetenzen all ihrer Mitglieder. Dazu gehören z.B. Lehrende und Führungskräfte sowie Mitarbeitende in der Verwaltung, in der Küche und im Gebäudemanagement. Im Idealfall wird dies durch einen strukturierten Plan zur Kompetenzentwicklung sichergestellt. Dieser Plan umfasst Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen, die optimalerweise regelmäßig evaluiert und weiterentwickelt werden.
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Bewirtschaftung | Die Bewirtschaftung eines Lernortes sollte sich an den Prinzipien der Nachhaltigkeit orientieren. Dazu gehören die nachhaltige Verpflegung und Beschaffung, das Ressourcenmanagement und die Gestaltung der Lernumgebung. Im Idealfall wird dies durch Indikatoren und Zertifizierungen sichtbar gemacht und die Entwicklung und Umsetzung der nachhaltigen Bewirtschaftung des Lernortes im Lehr- bzw. Lernangebot aufgegriffen.
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Innovation, Wandel und Vernetzung | und nachhaltige Entwicklung werden als Innovations- und Transformationsmotoren des Lernortes verstanden. Vernetzung und Kooperationen innerhalb und außerhalb des Lernortes treiben diesen Motor weiter an. In diesem Sinne wird die Zusammenarbeit innerhalb der Institution gefördert. Nach außen öffnen sich die Lernorte ihrem Umfeld, indem sie lokale, regionale, nationale oder internationale Kooperationen im Bereich pflegen oder andere interessierte Institutionen beraten.
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Qualitätsentwicklung
| Lernorte setzen Monitoring- und Selbstevaluationsinstrumente ein, die der strukturellen Verankerung von und der Qualitätsentwicklung dienen. Dazu werden geeignete Instrumente entwickelt und die dafür notwendigen Ressourcen bei der Planung berücksichtigt.
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Kommunikation
| Ganzheitlich arbeitende Lernorte informieren und kommunizieren intern aktiv über nachhaltige Entwicklung und BNE. Diese Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen und die Umsetzung nachhaltiger Praktiken fließen auch als Profilmerkmal in ihre Außenkommunikation ein. Darüber hinaus stellen sie ihre Angebote und Materialien anderen zur Verfügung, z.B. über ihre Homepage, und tragen so zur Verbreitung von Wissen und guter Praxis bei. |
Der Whole Institution Approach in der Praxis
Lernorte, Kommunen, Netzwerke und andere Initiativen, die im Sinne des Whole Institution Approach leben
- Verankern BNE in ihrem Leitbild.
- Binden alle Mitglieder – Lehrende, Lernende, Engagierte und das gesamte Personal – aktiv in die Planung und Umsetzung von BNE-Maßnahmen ein und fördert deren Teilnahme an entsprechenden Fortbildungen.
- Ermöglichen jedem Mitglied, aktiv an der Transformation der Initiative mitzuwirken.
- Integrieren Nachhaltigkeitsthemen umfassend in das alltägliche Leben und Arbeiten.
- Erkennen gute Lehre und innovative Ansätze an und fördern sie.
- Berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien bei der Beschaffung von Materialien und Lebensmitteln.
- Achten bewusst auf sparsamen Umgang mit Energie und Ressourcen und nutzen umweltfreundliche Mobilitätsformen wie Fahrrad, Bus und Bahn.
- Fördern die Vernetzung aller Beteiligten sowohl innerhalb der Initiative als auch außerhalb durch Kooperationen mit lokalen Partnern wie Kommunen, Schulen, Vereinen und NGOs.
- Setzen Monitoring- und Selbstevaluationsinstrumente ein, um die BNE-Implementierung kontinuierlich zu überprüfen und weiterzuentwickeln.
Anschauliche Beispiele der ganzheitlichen Implementation von im Sinne des WIA finden Sie in der Publikation „Starke Strukturen. Ausgezeichnete vor Ort“. Darin werden zwei Netzwerke und Lernorte sowie eine Kommune näher porträtiert. Tolle Tipps und Hinweise finden Sie zudem in den “Nachhaltigkeit 360°”-Publikationen für die frühkindliche Bildung, Schule, Hochschule, berufliche Bildung und den Bereich des non-formalen und informellen Lernens.