Unternehmen gründen
Bildung ist der Schlüssel zu individueller und gesellschaftlicher Entwicklung. Sie befähigt Menschen dazu, ihre Persönlichkeit zu entfalten und ein erfülltes Leben zu führen. Bildung muss jedoch auch die Befähigung für die Arbeitswelt vermitteln und so zu Beschäftigung und Wachstum beitragen.
Gerade in Ländern des Globalen Südens ist die Befähigung für die Arbeitswelt ein in der Universität häufig vernachlässigter Aspekt. Bildungsinhalte werden oft praxisfern vermittelt. Zugleich setzen viele junge Menschen im Globalen Südens die Arbeitswelt mit einer Anstellung in Großunternehmen oder Behörden gleich.
Um dieser Herausforderung zu begegnen, wurde das Student Training for Entrepreneurial Promotion, kurz STEP, entwickelt. Das Ziel: Die Jugendarbeitslosigkeit im Globalen Süden durch mehr Unternehmensgründungen von jungen Menschen zu reduzieren. Seit 2010 setzt die Deutsche UNESCO-Kommission das Programm gemeinsam mit der Leuphana Universität Lüneburg sowie nationalen und internationalen Partnerorganisationen um.
Was ist STEP?
STEP ist ein Training, das in der Regel für Studierende im letzten Studienjahr über einen Zeitraum von 12 Wochen angeboten wird. STEP wurde jedoch auch bereits erfolgreich in der Sekundarstufe und für Hochschulabsolventinnen und -absolventen durchgeführt.
STEP vermittelt das notwendige Know-how, um ein eigenes Unternehmen zu gründen und zu führen. Wie erstelle ich einen Businessplan, wie gelingt eine gute Buchhaltung und wie gestalte ich einen Vertrag sind nur einige der Fragen, die wie in vielen anderen Entrepreneurship-Trainings behandelt werden. Das Besondere an STEP ist die starke „Handlungsorientierung“: Die Teilnehmenden müssen parallel zum Kurs eine eigene Geschäftsidee entwickeln und praktisch umsetzen. Dazu erhalten sie ein kleines Startkapital. So lernen die STEP-Teilnehmenden den unternehmerischen Alltag unmittelbar kennen und werden bei realen Entscheidungen von Expertinnen und Experten beraten. Dabei konzentriert sich STEP neben der Wissensvermittlung auf die Stärkung der Motivation und der Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden.
Wirkungen und Erfolge
Der Erfolg von STEP ist empirisch belegt, denn ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Programms ist die wissenschaftliche Evaluation des Trainings mit Kontrollgruppen durch die Leuphana Universität Lüneburg. Die Ergebnisse zeigen, dass sich STEP überaus positiv auf das unternehmerische Denken und Handeln der Teilnehmenden auswirkt. Langzeitstudien belegen zudem, dass die Gründungsrate bei ehemaligen STEP-Teilnehmenden überdurchschnittlich hoch ist, deren Unternehmen deutlich höhere Einkommen generieren und im Vergleich zum nationalen Durchschnitt mehr Arbeitsplätze schaffen. STEP fördert somit die Karriere der Teilnehmenden und schafft gleichzeitig einen gesellschaftlichen Mehrwert.
Langristige Verstetigung
Die Deutsche UNESCO-Kommission begleitet die Umsetzung von STEP in der Regel über einen Zeitraum von drei Jahren. Parallel zur Durchführung des Programms wird seine langfristige Verstetigung an der jeweiligen Partneruniversität angestrebt und meist auch erreicht. Im Idealfall werden auch andere Bildungseinrichtungen eines Landes auf das Projekt aufmerksam oder es gelingt, STEP als Komponente in nationalen Bildungsplänen zu verankern.
Vom ersten Jahr an werden die Trainings von den Lehrenden der Partneruniversität vor Ort selbst durchgeführt. Deutsche Fachkräfte leiten „Train-the-Trainer“-Seminare und unterstützen bei den Trainings. Um den länderspezifischen Kontext zu berücksichtigen, werden die Trainings und Unterrichtsmodule in enger Zusammenarbeit mit der jeweiligen UNESCO-Kommission des Ziellandes und den lokalen Lehrenden angepasst.
Umsetzung
Seit 2010 setzt die Deutsche UNESCO-Kommission das STEP-Programm zusammen mit ihren Partnerorganisationen weltweit um. Abgeschlossen wurden die Kooperationen mit Kenia, Lesotho, Liberia, Mexiko, den Philippinen, Uganda und zuletzt Südafrika. Finanziert wurden die bisherigen Kooperationen durch die BASF-Stiftung. In den meisten dieser Länder konnte eine langfristige Verstetigung erreicht werden. So führte beispielsweise die kenianische UNESCO-Kommission STEP nach Projektende auf eigene Initiative und Kosten auf der Ebene der kenianischen Bezirke ein. Auch die Philippinen haben STEP mit großem Erfolg etabliert und als verpflichtenden Bestandteil in das Curriculum aller Studiengänge der BICOL Universität aufgenommen.
Von 2017 bis 2024 hat die Deutsche UNESCO-Kommission in Südafrika mit den drei südafrikanischen Universitäten Limpopo, Venda und Western Cape zusammengearbeitet. Ziel war es, STEP nicht nur an diesen drei Hochschulen, sondern landesweit zu etablieren und langfristig zu verankern. Neben der Förderung der Einführung von STEP an den drei Universitäten wurden daher Veranstaltungen und Treffen mit Verantwortlichen aus dem Bildungssektor, Vertreterinnen und Vertretern von Bildungseinrichtungen und der Politik digital und vor Ort organisiert. So konnte das Programm auf weitere Bildungseinrichtungen in Südafrika - darunter Universitäten, Highschools und Berufsschulen - ausgeweitet werden.
Darüber hinaus unterstützte die Deutsche UNESCO-Kommission die Ausweitung des Programms auf Bildungseinrichtungen in benachbarten Ländern im südlichen Afrika. Dafür organisierte sie digitale Workshops und Informationsveranstaltungen und finanzierte mehrere Trainings zur Ausbildung von STEP-Trainerinnen und -Trainern in Malawi und Südafrika, um so die Teilnehmenden aus verschiedenen Bildungseinrichtungen in Malawi, Sambia und Simbabwe in die Lage zu versetzen, STEP zukünftig eigenständig an ihren eigenen Bildungseinrichtungen umzusetzen.
Um das Netzwerk der STEP-Akteure weltweit zu fördern, organisierte die Deutsche UNESCO-Kommission zudem im Frühjahr 2024 einen internationalen digitalen STEP-Workshop zum Ideen- und Erfahrungsaustausch.