Ergebnisse der Konferenz
Mehr als 150 Staaten, vertreten durch hochrangige Staats- und Regierungschefs, Ministerinnen und Minister kamen vom 28. bis 30. September 2022 in Mexiko-Stadt zusammen. Im Zentrum stand der gemeinsame Austausch, auch mit der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft, über kulturpolitische Maßnahmen zur Bewältigung globaler Herausforderungen und die Formulierung künftiger Prioritäten für einen nachhaltigen und widerstandsfähigen Kultursektor.
Zentrales Ergebnis: Kultur ist globales öffentliches Gut
Das Ergebnis der Konferenz: eine achtseitige AbschlusserklärungExterner Link:, in dem die UNESCO-Mitgliedstaaten im Konsens die Anerkennung von Kultur als „globales öffentliches Gut“ und ein eigenständiges Kulturziel in der Agenda post-2030 fordern. Der Gipfel beschloss außerdem die Einberufung eines Weltkulturforums, das ab 2025 alle vier Jahre tagen wird, und die bessere statistische Erfassung von Kultur und Kreativwirtschaft und ihren Einfluss auf nachhaltige Entwicklung.
Kultur ist ein Lebenselixier für unsere Demokratie.
„Kultur stiftet Sinn, Identität und Zusammenhalt. Sie ist ein Lebenselixier für unsere Demokratie. Der Schutz und die Förderung von Kultur und Kunst in ihrer gesamten Vielfalt sind wesentlich, um unsere Geschichte, unser Erbe, unsere Sprache und Identität zu bewahren. Dafür braucht es internationalen Dialog und gemeinsame Anstrengungen über Ländergrenzen hinweg“, so die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer. „Der Kulturgipfel fällt in eine Zeit globaler Krise und kommt genau deshalb zur rechten Zeit. Vor dem Hintergrund von Krieg und Pandemie setzt die Konferenz ein starkes Zeichen für die multilaterale Zusammenarbeit.“
Kultur und Kreativwirtschaft nach der COVID-19-Pandemie in der Krise
Kultur und Kreativwirtschaft beschäftigen rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland, weltweit sind es mehr als 48 Millionen. Kultur und Kreativwirtschaft zählen inzwischen in fast allen Staaten zu den wichtigsten Branchen und sind für 3,1 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts verantwortlich. Besonders jungen Erwachsenen unter 30 Jahren finden hier Perspektiven und Beschäftigungsmöglichkeiten. Die COVID-19-Pandemie hat allerdings zu massiven Umsatzeinbrüchen geführt, die sich bis heute nicht gänzlich ausgeglichen haben. Vielerorts blieben Besucherinnen und Besucher aus, zahlreiche Kulturtätige haben den Beruf gewechselt. Staatliche Hilfsgelder wie in Deutschland sind auf globaler Ebene die Ausnahme gewesen. Die Konsequenz: Kultur und Kreativwirtschaft gerieten in vielen Teilen der Welt in einer existenziellen Krise.
In der Abschlusserklärung des UNESCO-Weltkulturgipfels 2022 forderte die Weltgemeinschaft daher, dass künftig mehr Menschen die Teilhabe am kulturellen Leben ermöglicht und die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen stärker gefördert wird. Kultur wird in der Erklärung nachdrücklich als Menschenrecht bestätigt. Kultur stärkt, der Erklärung zufolge, den sozialen Zusammenhalt von Gesellschaften und wirkt als wichtiges Bindeglied zwischen den Nationen. Angesichts zunehmender Instrumentalisierung von Kultur in bewaffneten Konflikten, Zerstörung von Kulturgütern, illegalem Handel mit Kulturgut und Verletzung von Menschenrechten, die sich auch in der der Unterdrückung und Diskriminierung des kulturellen Lebens zeige, setzt sich die Erklärung auch für ein eigenständiges Kultur-Ziel in der globalen Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen ein.
Schwerpunkte der MONDIACULT-Abschlusserklärung 2022
Die Abschlusserklärung definiert sieben Prioritäten:
- Kulturelle Rechte
- Kultur in als Bestandteil von Politik
- Kulturelle Bildung
- Kultur in Krisenzeiten
- Kulturelle Dimensionen des Klimawandels
- Illegaler Handel und Zerstörung von Kulturgütern und Restitution
- Kreatiwirtschaft und digitale Transformation
Deutsches Side-Event zu Fair Culture
Die Deutsche UNESCO-Kommission veranstaltete bei der Weltkonferenz 2022 ein Side-Event zu Fair Culture. Sie tat dies gemeinsam mit Partnern wie der Internationalen Föderation der Koalitionen für kulturelle Vielfalt IFCCD, dem UNESCO-Lehrstuhl “Vielfalt kultureller Ausdrucksformen” an der Universität Laval, Kanada, dem Goethe-Institut Mexiko sowie den UNESCO-Nationalkommissionen von Frankreich, Kenia und Südkorea und dem Kulturministerium von Kolumbien.
Die Erfahrungen von über 30 Jahren „Fair Trade“ sollen genutzt werden, damit Beschäftigte in der Kultur und Kreativwirtschaft weltweit bessere Arbeits- und Lebensbedingungen erhalten und internationale Kulturbeziehungen gerechter werden. Dies ist die Idee der Initiative „Fair Culture“, die die Deutsche UNESCO-Kommission als offizieller Teil des Gipfelprogramms einbringen konnte. Konkret ging es um Vorzugsbehandlung im Welthandel, faire Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung, nachhaltige Entwicklung und Frieden sowie auf Digitalisierung von kulturellen Wertschöpfungsketten.
Viele der über 300 Teilnehmenden der Veranstaltung unterstützten die Idee und plädierten dafür, den Ansatz der „fairen Kultur“ zu einem festen Bestandteil der Reformen des Kultursektors und eines künftigen UN-Rahmens für nachhaltige Entwicklung zu machen. Gemeinsam formulierten die Teilnehmenden Handlungsempfehlungen für Fair Culture.